Wenn Brandenburg ein familienfreundliches Land sein soll, dann muss es dafür Sorge tragen, dass seine Kleinsten in den Kitas individuell betreut und gefördert werden und ihre Eltern nicht gezwungen sind zwischen Kind und Beruf zu wählen.
Heute war ich im Rahmen meiner Sommertour „Familienfreundliches Brandenburg?“ im Gespräch mit Aktiven des Aktionsbündnisses KiTAKOLLAPS. In den Räumlichkeiten der Landesgeschäftsstelle von Der Paritätische Brandenburg in Potsdam kamen nicht nur Träger und Leiterinnen von Kindertagesstätten zusammen, sondern auch ein Elternvertreter und der Fachreferent für die Kinder- und Jugendhilfe in der Landesgeschäftsstelle.

Veraltetes Gesetz und jede Menge neue Aufgaben
Aus den Berichten der Anwesenden wurde schnell klar, warum das System Kinderbetreuung in Brandenburg in hohem Maße auf Verschleiß fährt oder schon nahe am Kollaps ist.
- Brandenburg hat das älteste Kita-Gesetz von allen Bundesländern in Deutschland. Es wurde seit 1992 immer wieder ergänzt und geflickt; es ist für alle die damit arbeiten maximal unübersichtlich.
- Die Finanzierung einer Reihe von Leistungen, die wir von unseren Kitas verlangen wie z.B. Inklusion ist nicht klar geregelt oder je nach Region gar nicht vorhanden. Das schafft Unsicherheit und macht Selbstverständlichkeiten zum Nice-to-have.
- Bei der Kalkulation von Personal werden keine Ausfallzeiten mitgedacht, die zum Beispiel durch Krankheit, Aus- und Weiterbildung, Leitungsaufgaben, Dokumentation, Elterngespräche oder erhöhten Förderbedarf entstehen – alles Dinge, die in anderem Arbeitskontext normal sind.
- Zu viele notwendige Leistungen müssen durch kurzfristige Förderprogramme finanziert werden – Folgen sind ein hoher bürokratischer Aufwand und Unsicherheiten für Mitarbeitende und Kinder.
- Veränderungen in unserer Gesellschaft wirken sich massiv auf die Arbeit der Kindertagesstätten aus, zum Beispiel die fehlende familiäre Unterstützung, der Spracherwerb bei Kindern aus geflüchteten Familien oder immer mehr Eltern brauchen Hilfe mit Behörden oder in schwierigen Lebenslagen.
- Veränderungen in der Arbeitswelt betreffen auch die Kitas: gestiegener Dokumentationsaufwand, fehlende Fachkräfte, zunehmend Leiharbeitnehmer*innen sowie hohe Krankenstände, darunter viele psychische Erkrankungen sind Probleme, die sogar zeitweise zu Schließungen von Kitas führen.

Was wir für die Zukunft der KiTas wollen …
Für die frühkindliche Bildung steht heute zwar 54% mehr Geld zur Verfügung als noch im Jahr 2019. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses Geld zum größten Teil für die Beitragsbefreiung bzw. ‑entlastung sowie für die letzten Tariferhöhungen beim Kita-Personal gebraucht wurde. Bis August 2025 sollen in ganz Brandenburg noch rund 1000 neue Stellen in den Kitas dazukommen.
Dafür wollen wir uns stark machen:
- Schritt für Schritt mehr Personal, bis wir den Personalschlüssel von 1:7 für Kitas und 1:3 für Krippen erreicht haben. Auch der Schlüssel für den Hort muss besser als 1:15 werden.
- Die Zeiten für Urlaub, Fortbildung, Krankheit, Elternarbeit sowie Vor- und Nachbereitungszeiten der Erzieher*innen müssen im Personalschlüssel berücksichtigt werden. Die Leitungsfreistellung soll nach Größe der Einrichtungen schrittweise ausgeweitet werden.
- Mehr pädagogische Fachkräfte ausbilden und gewinnen, damit alle freien Positionen besetzt werden können. Dafür sollten wir das Schulgeld für Erzieher*innen in Ausbildung abschaffen und berufsbegleitende Ausbildungsgänge ausbauen.
- Wir wollen die Beitragsfreiheit weiter ausweiten. Die Elternbeiträge wurden seit 1.8.2023 für das vorletzte und ab 1.8.2024 für das vorvorletzte Kitajahr abgeschafft. Als nächsten Schritt haben wird die Beitragsfreiheit für den Hort im Blick, damit der Ganztagsanspruch ab 1.8.2026 beitragsfrei erfüllt werden kann.
Mehr zum Thema frühkindliche Bildung, Kita und Hort gibt es auf der Webseite unserer bildungspolitischen Sprecherin und Fraktionsvorsitzenden Petra Budke. Mehr zu unseren Vorstellungen für die nächste Legislaturperiode in unserem Landtagswahl-Programm 2024.