Digitalisierung vergisst die Senior*innen

Thomas von Gizycki mit den "Couragierten"

Heute Nach­mit­tag war ich beim gemein­sa­men Kaf­fee­trin­ken im Gemein­de­zen­trum in Bork­heide. Die Senio­ren­gruppe „Die Cou­ra­gier­ten“ waren zahl­reich erschie­nen, um mir zu schil­dern wel­chen Pro­ble­men und Hin­der­nis­sen sie in ihrem täg­li­chen Leben im länd­li­chen Raum gegen­über stehen.

Von Online-Formularen und E‑Mail-Kontakten

Die Digi­ta­li­sie­rung schrei­tet in vie­len Berei­chen voran und soll in Behör­den, bei Kran­ken­kas­sen und im Ein­zel­han­del zu Kos­ten­er­spar­nis­sen füh­ren. Die Senio­rin­nen und Senio­ren bekla­gen, dass Men­schen ohne Com­pu­ter und Inter­net immer schwie­ri­ger zurecht kom­men – hier ein Online-For­mu­lar, dort ein Arzt-Ter­min, der nur digi­tal ver­ein­bart wer­den kann oder auch die Anmel­dung beim Ein­woh­ner­mel­de­amt. Oft feh­len Alter­na­ti­ven z.B. per Tele­fon, die die glei­che Leis­tung für ältere Men­schen anbie­ten. Die Kom­mu­ni­ka­tion via E‑Mail hat auch dazu geführt, dass immer kür­zere Fris­ten für die Beant­wor­tung eines Anlie­gens gesetzt wer­den – für Senior*innen im länd­li­chen Raum ohne fremde Hilfe nicht mach­bar. Kom­mu­ni­ka­tion ist eine Form von Teil­habe und die sollte für jede Bür­ge­rin und jeden Bür­ger mög­lich sein.

Mobilität als entscheidender Faktor

Haben es jün­gere Men­schen im länd­li­chen Raum schon schwer mobil zu sein, so sind die Hür­den für ältere Men­schen noch grö­ßer. Die Senior*innen sind der Mei­nung, dass geeig­nete Mobi­li­täts­an­ge­bote jen­seits des pri­va­ten PKW für sie gar nicht exis­tie­ren. Die Bus­hal­te­stelle oder der Bahn­hof sind zu weit ent­fernt, die Takt­fre­quenz zu nied­rig. Jeder Arzt­ter­min kos­tet 40–60€ Taxi sofern sie keine direkte Hilfe im Umkreis haben. Ich stelle den „Cou­ra­gier­ten“ das Sys­tem Bür­ger­bus vor, wie es rund um Bad Bel­zig, in Dall­gow-Döbe­ritz oder in Brie­se­lang exis­tiert. Die Senior*innen hal­ten es aber für sehr schwie­rig, so etwas in Bork­heide zu orga­ni­sie­ren. Viele unter ihnen kön­nen oder dür­fen nicht mehr Auto fahren.

Das Thema Pflege, Pfle­ge­geld und die kom­pli­zierte Bean­tra­gung von Bei­hil­fen beschäf­tigt viele der „Cou­ra­gier­ten“, ins­be­son­dere warum in Bran­den­burg stren­gere Rege­lun­gen gel­ten sol­len als in ande­ren Bun­des­län­dern. Da müs­sen wir nach­fra­gen! Geld abhe­ben und Bank­ge­schäfte erle­di­gen zu kön­nen gehört zu den Grund­be­dürf­nis­sen von Bürger*innen. Seit Schlie­ßung der Spar­kas­sen-Filiale gibt es im Ort nur noch einen Geld­au­to­ma­ten. Viele Men­schen hät­ten gerne wenigs­tens einen Brief­kas­ten, um Über­wei­sun­gen ein­zu­ste­cken – eine ver­ständ­li­che Forderung.

Finanzierung einer Schule

Am Ende äußer­ten die Senio­rin­nen und Senio­ren noch ihre Sorge um die nach­kom­mende Gene­ra­tion. Bork­heide muss für die wach­sende Anzahl von Kin­dern drin­gend eine neue Schule bauen. Die Kos­ten­schät­zun­gen lie­gen aktu­ell bei 32 Mil­lio­nen Euro – eine Summe, von der die 2200-Ein­woh­ner-Gemeinde nicht weiß, wie sie sie auf­brin­gen soll.

Für meine Arbeit als Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter nehme ich die The­men mit, die wir auf Lan­des­ebene beein­flus­sen kön­nen. Und dann sehen wir uns hof­fent­lich nächs­tes Jahr wieder!

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