Heute Nachmittag war ich beim gemeinsamen Kaffeetrinken im Gemeindezentrum in Borkheide. Die Seniorengruppe „Die Couragierten“ waren zahlreich erschienen, um mir zu schildern welchen Problemen und Hindernissen sie in ihrem täglichen Leben im ländlichen Raum gegenüber stehen.
Von Online-Formularen und E‑Mail-Kontakten
Die Digitalisierung schreitet in vielen Bereichen voran und soll in Behörden, bei Krankenkassen und im Einzelhandel zu Kostenersparnissen führen. Die Seniorinnen und Senioren beklagen, dass Menschen ohne Computer und Internet immer schwieriger zurecht kommen – hier ein Online-Formular, dort ein Arzt-Termin, der nur digital vereinbart werden kann oder auch die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt. Oft fehlen Alternativen z.B. per Telefon, die die gleiche Leistung für ältere Menschen anbieten. Die Kommunikation via E‑Mail hat auch dazu geführt, dass immer kürzere Fristen für die Beantwortung eines Anliegens gesetzt werden – für Senior*innen im ländlichen Raum ohne fremde Hilfe nicht machbar. Kommunikation ist eine Form von Teilhabe und die sollte für jede Bürgerin und jeden Bürger möglich sein.
Mobilität als entscheidender Faktor
Haben es jüngere Menschen im ländlichen Raum schon schwer mobil zu sein, so sind die Hürden für ältere Menschen noch größer. Die Senior*innen sind der Meinung, dass geeignete Mobilitätsangebote jenseits des privaten PKW für sie gar nicht existieren. Die Bushaltestelle oder der Bahnhof sind zu weit entfernt, die Taktfrequenz zu niedrig. Jeder Arzttermin kostet 40–60€ Taxi sofern sie keine direkte Hilfe im Umkreis haben. Ich stelle den „Couragierten“ das System Bürgerbus vor, wie es rund um Bad Belzig, in Dallgow-Döberitz oder in Brieselang existiert. Die Senior*innen halten es aber für sehr schwierig, so etwas in Borkheide zu organisieren. Viele unter ihnen können oder dürfen nicht mehr Auto fahren.
Das Thema Pflege, Pflegegeld und die komplizierte Beantragung von Beihilfen beschäftigt viele der „Couragierten“, insbesondere warum in Brandenburg strengere Regelungen gelten sollen als in anderen Bundesländern. Da müssen wir nachfragen! Geld abheben und Bankgeschäfte erledigen zu können gehört zu den Grundbedürfnissen von Bürger*innen. Seit Schließung der Sparkassen-Filiale gibt es im Ort nur noch einen Geldautomaten. Viele Menschen hätten gerne wenigstens einen Briefkasten, um Überweisungen einzustecken – eine verständliche Forderung.
Finanzierung einer Schule
Am Ende äußerten die Seniorinnen und Senioren noch ihre Sorge um die nachkommende Generation. Borkheide muss für die wachsende Anzahl von Kindern dringend eine neue Schule bauen. Die Kostenschätzungen liegen aktuell bei 32 Millionen Euro – eine Summe, von der die 2200-Einwohner-Gemeinde nicht weiß, wie sie sie aufbringen soll.
Für meine Arbeit als Landtagsabgeordneter nehme ich die Themen mit, die wir auf Landesebene beeinflussen können. Und dann sehen wir uns hoffentlich nächstes Jahr wieder!